BERLIN / dpa Viele Allergiker empfinden ihr Leben mit Allergie als Belastung – zu einem Arzt gehen sie deswegen aber nicht unbedingt, wie eine Studie zeigt. Viele versuchen, sich selbst zu behandeln.
Jeder Dritte in Deutschland (35 Prozent) hat nach Berechnungen von Hautärzten eine Allergie. Am häufigsten komme Heuschnupfen vor. In geringerem Maß spielten juckende Hautausschläge wie Neurodermitis, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, allergisches Asthma und Kontaktallergien eine Rolle, teilte die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DGG) in Berlin mit. Nach einer Forsa-Umfrage für die DGG unter 1000 Bundesbürgern empfindet rund die Hälfte der Allergiker (53 Prozent) ihr Leiden als belastend. Ein Fünftel fühlt sich durch Allergien bei der persönlichen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Dazu zählen auch viele Neurodermitiker, die unter geröteten Hautpartien und juckenden Ekzemen leiden.
„Wir wünschen uns, dass Neurodermitis als schwere chronische Krankheit anerkannt wird“, sagte Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie am Hamburger Universitätsklinikum. Manche Patienten kratzten sich nicht nur blutig, sie litten wegen des Juckreizes auch unter Schlafstörungen. Viele müssten wirkstofffreie rückfettende Cremes, die den Juckreiz bekämpfen, selbst bezahlen. Denn solche Cremes seien bisher keine Kassenleistung. Besonders finanzschwachen Familien fielen diese Ausgaben schwer. Unter Neurodermitis leiden nach DDG-Zahlen rund 15 bis 20 Prozent der Kinder in Deutschland und zwei Prozent der Erwachsenen.
In der Forsa-Umfrage für die DGG gab ein Drittel der Interviewten an, eine ärztliche Diagnose über eine Allergie erhalten zu haben. Fast zwei Drittel der Befragten behandeln sich aber lieber selbst: mit rezeptfreien Arzneien oder dem Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel. Das dürfte die Krankenkassen freuen, da ihnen weniger Kosten entstehen. Die Dermatologen sehen das Verhalten der Allergiker allerdings kritisch.
Bei der Anwendung der Präparate würden manchmal Fehler gemacht, sagt DGG-Präsident Rudolf Stadler. Dadurch könnten Symptome verschleppt werden und später Komplikationen auftreten, die das Gesundheitssystem weit mehr kosteten als ein rechtzeitiges ärztliches Eingreifen. „Bei einer Erdnuss-Allergie gibt es Allergene, die gefährlich sind. Andere sind es nicht“, ergänzte er. Eine differenzierte Diagnostik sei nötig, um zu wissen, ob ein Erstickungstod drohen kann.